„Ich habe so viel bekommen, da will ich wenigstens etwas zurückgeben.“

Pater Cornelius Bohl OFM

„Wissen Sie, ich habe so viel bekommen, da will ich wenigstens etwas zurückgeben.“ Diese Bemerkung fiel kürzlich eher nebenbei in einem Gespräch mit einem Mann, der mir von seiner Mitarbeit in einer Initiative für Geflüchtete erzählte. Ein toller Satz! Er klingt so ganz anders als die moralischen Imperative, die gerade Christen oft im Hinterkopf haben: Man müsste und ich sollte … mehr Zeit haben für meine Familie, mich über das private und berufliche Umfeld hinaus ehrenamtlich irgendwo in der Gesellschaft engagieren, etwas tun zur Bewahrung der Schöpfung, und, ja natürlich, auch gegen den Hunger und das Elend in der weiten Welt. Aber was soll ich denn noch alles machen?! Es wird mir doch jetzt schon vieles zu viel. Am Ende bleibt dann oft eine ungute Mischung aus dem Gefühl der Überforderung und einem schlechten Gewissen.

Am 4. Oktober, seinem Sterbetag, erinnern wir uns in besonderer Weise an Franz von Assisi. Das Gute, das Gott mir geschenkt hat, zurückerstatten – das war für ihn ein ganz wichtiger Gedanke. Er findet sich öfter in seinen Schriften. „Selig der Mensch, der alles Gute Gott, dem Herrn, zurückerstattet“, schreibt er einmal. Und in der ersten Regel legt er sich und den Brüdern ans Herz: „Alles Gute wollen wir dem Herrn zurückerstatten und ihm danken, von dem alles Gute kommt.“ Das gefällt mir: Die entscheidende Motivation, nicht nur an mich selbst zu denken, ist weder Pflichterfüllung noch moralischer Druck oder gar die Sorge, wie ich vor anderen dastehe. Die entscheidende Motivation ist Dankbarkeit. Pflichterfüllung ist oft sehr anstregend und kann belasten. Dankbarkeit dagegen lockert das Herz. „Ich habe so viel bekommen, da will ich wenigstens etwas zurückgeben.“ Franz von Assisi ist ein froher Heiliger, weil er sich ein Gespür dafür bewahrt hat, trotz aller dunklen und schweren Erfahrungen auch reich beschenkt zu sein. Er ist nicht dankbar, weil er immer nur froh ist, sondern er ist froh, weil er das Danken nicht verlernt hat. Von daher empfinde ich es jedes Jahr als einen glücklichen Zufall, dass das Franziskusfest und der Erntedanktag so eng beieinander liegen.

Ich hoffe, dass Sie trotz allem, was Sie belastet, doch auch die Erfahrung kennen, beschenkt und darum dankbar zu sein. Nicht nur für das, was auf den Feldern und im Garten wächst, sondern auch für alles, was im Alltag blüht und im Leben Frucht bringt. Auch heute darf ich Sie auf den beiliegenden Bildkarten über zwei aktuelle Projekte der Franziskaner Mission informieren. Immer wieder erreichen uns dankbare Rückmeldungen unserer Projektpartner. Der Dank gebührt Ihnen und allen, die unsere Arbeit unterstützen. Dafür auch von unserer Seite aus ein herzliches Dankeschön!

Ihr Cornelius Bohl
Provinzial der Deutschen Franziskanerprovinz

 

In den fünf Kindersuppenküchen der Franziskaner in Cochabamba bekommen fast 300 Schüler täglich eine warme Ausgewogene Mahlzeit. Bild von Franziskaner Mission München.

Eine ordentliche Mahlzeit

Mit Hunger im Bauch eine Mathematikaufgabe lösen oder einen Aufsatz schreiben? Das geht nicht. Wenn Hunger quält, ist es schier unmöglich, die gestellten Aufgaben zu lösen und am Unterricht teilzunehmen, was so wichtig ist für eine bessere Zukunft. Armut prägt das Leben vieler Kinder Cochabambas. Weil sie oft ohne Mahlzeiten in die Schule kommen, unterhalten die Franziskaner in der Stadt fünf Suppenküchen für Schulkinder. Hier bekommen 290 Mädchen und Jungen im Alter von 7 bis 18 Jahren täglich eine warme und ausgewogene Mahlzeit. Das ist wichtig für ihre gesunde Entwicklung und ihre Konzentrationsfähigkeit in der Schule. Zudem erhalten sie eine fundierte Hausaufgabenbetreuung, was ihre schulischen Leistungen deutlich verbessert. Da die Mittel immer sehr knapp sind und die Franziskaner Hilfe von außen benötigen, bittet Pater Anselmo uns um unsere Unterstützung.

 

In der kleinen Dorfschule von San Papblo kocht Schwester Rosalba mit den Eltern der Schüler täglich ein ausgewogenen Mittagessen. Bild von Franziskaner Mission München.

Zukunft schenken

Die kleine Dorfschule von San Pablo. Fast verborgen liegt das kleine Dorf San Pablo im bolivianischen Tiefland. Weit ist der Weg dorthin. Hier leitet Schwester Rosalba eine kleine Grundschule. Die Mädchen und Jungen lernen fleißig und freuen sich täglich auf das warme Mittagessen, das sie in der Schule bekommen. Zu Hause gibt es nur spärliches Essen. Die Eltern der 35 Grundschulkinder können von dem, was sie selbst anbauen, mehr schlecht als recht leben. Die Grundschule ist somit für alle Familien eine überaus wichtige Bildungseinrichtung, die im Dorf eine zentrale Rolle spielt. Weil die Kinder an Hunger leiden, hat Schwester Rosalba gemeinsam mit den Eltern das regelmäßige Mittagessen eingeführt. Die Mütter kochen im Wechsel. Wenn die Ernte ausreicht, spenden sie auch selbst angebaute Nahrungsmittel. Das ist ihnen jedoch nur selten möglich. Da eine ausgewogene Ernährung für die Kinder sehr wichtig ist, bittet uns Schwester Rosalba um Hilfe.

 

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