Klingt schön, ist aber leider nicht einfach zu erreichen. Auch in Bolivien fällt es den Menschen nicht leicht, sich ihrer persönlichen Verantwortung bewusst zu werden. Es ist einfacher zu sehen, was andere tun sollen, als zu praktizieren, was man selber tun müsste. Geredet wird viel, gehandelt eher weniger.
Die Franziskaner in Bolivien bieten verschiedene Trainings- und Informationsprojekte in Schulen sowie Workshops und Foren für Erwachsene auf der Grundlage der Enzyklika „Laudato si“ an. Diese sollen Denken und Handeln im Sinne einer Bewahrung der Schöpfung fördern.
Trotz internationaler Appelle an unsere Regierung als „Anwältin von Mutter Erde“ gibt es staatlich genehmigte Großprojekte, die die Umwelt zerstören, wie zum Beispiel Pläne zu mehr Straßenbau, Wasserkraftwerke und Gasförderung. Neben vielen Schäden für die Umwelt, beeinträchtigen diese Projekte auch stark das Leben der indigenen Völker und bedrohen die als Naturschutzgebiete deklarierten Flächen.
Die gesetzlich garantierte Anhörung der betroffenen indigenen Völker ist bedeutungslos geworden, da ihr Widerstand gegen prestigeträchtige Großprojekte für die Regierung nicht maßgeblich ist. Kommen durchgeführte Analysen zu einem negativen Ergebnis, lässt die bolivianische Regierung einfach neue Untersuchungen mit „passendem“ Ausgang anfertigen.
Es muss ein globales Anliegen sein, unsere Wälder zu erhalten. Dennoch werden sie ausgebeutet und zerstört. Die größte Waldfläche der Welt ist das Amazonasgebiet. Auf mehr als sieben Millionen Quadratkilometern erstreckt er sich über neun Länder Lateinamerikas (davon hält Bolivien einen Anteil von 11,2 Prozent). Der Amazonas speichert ein Fünftel des weltweiten Süßwassers, umfasst ein Drittel der Wälder des Planeten und beheimatet die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten.
Der Reichtum dieses Lebensraumes (Flora, Fauna und Menschen) wird jedoch durch die Ausbeutung von Öl, Gas, Holz und Gold bedroht. Der Wald wird zerstört und es werden Straßen und Wasserkraftprojekte gebaut, die Flüsse, Luft und Boden verschmutzen.
Die für Oktober 2019 geplante Bischofssynode trägt den Titel „Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie“. Erste Überlegungen für ein solches Projekt hatte Papst Franziskus bereits im Mai 2017 geäußert. Seitdem haben die neun Länder, die sich diesen Raum teilen (angeführt vom kirchlichen Netzwerk Pan-Amazonien REPAM – Rede Eclesial Pan-Amazônica), begonnen die Situation zu analysieren, die Rolle der Kirche zu erkennen und entscheidenden Schutz des gesamten Amazonasgebietes zu fördern. Dies ist eine konkrete Verpflichtung, an der auch Franziskanerbischöfe und unsere franziskanischen Brüder allgemein beteiligt sind. Wenn auch die geplante Synode wohl nicht zu schnellen Lösungen führen wird, ist es aber für uns schon ein großes Hoffnungszeichen, dass Papst Franziskus und die Kirche Amazoniens die Probleme benennen und konkrete Schritte planen.
Erstveröffentlichung Franziskaner Mission 2019 / 2.