Alle Jahre wieder kommt im August hier in Bolivien in Südamerika die Brandrodung, und damit natürlich auch das Feuer und der Rauch in die ganzen Gegend.
Das war schon immer so und hat normalerweise einen guten Zweck: das alte, trockene Gras wird abgebrannt, damit wieder neues nachwachsen kann. Neue Felder und Weiden werden angelegt, indem man den Wald umschlägt, trocknen lässt und dann abbrennt. Die grösseren Holzer bleiben einfach liegen, doch dazwischen wird gesäubert und mit der Hand gesät.
Aber die Zeiten ändern sich. Inzwischen gibt es landesweit einheimische und ausländische Großbauern, die mit riesigen Maschinen den Wald niederwalzen, abbrennen und dann alles mit Maschinen säubern. So entstehen enorme Felder und Viehweiden! Und dass auf diese Weise das ganze Amazonasgebiet, die Lunge der Welt – zerstört wird, weiß inzwischen jedes Kind. Im Umkreis von 50 km meines Pfarrdorfes San Javier gibt es fast keinen Wald mehr, sondern nur noch riesige Viehfarmen mit Milch- und Fleischproduktion. Und außer Rindern sieht man fast keine Tiere des Waldes mehr!
Und jedes Jahr wird es schlimmer! Überall wird gezündelt, und die Feuer werden kaum kontrolliert. Manchmal gibt es starken Wind, und auch die Trockenzeit begünstigt die Feuer. Schon seit Jahren leiden in diesen Monaten viele Menschen unter dem Rauch: Atembeschwerden und Augenentzündungen sind die Folge. Viele kleinere Flugzeuge, die auf Sichtflug angewiesen sind, können nicht mehr fliegen.
Aber dieses Jahr ist es ganz schlimm, denn die Feuer kommen bereits vom Nachbarland Brasilien unkontrolliert über die Grenze. Der ganze Osten Boliviens steht unter Feuer, man hat die Lage unterschätzt! Und dann war es zu spät. Feuer überall. Riesige Waldflächen werden gerade live vor meiner Haustüre zerstört. Auch viele Tiere kommen in den Flammen ums Leben. Ganze Dörfer haben ihr Hab und Gut verloren.
Feuerwehren gibt es kaum in den Dörfern, und so kommt die Feuerwehr aus der Großstadt Santa Cruz. Auch in unserem Pfarrsaal sind nun Feuerwehrleute untergebracht. Die Behörden und Solidaritätsaktionen versorgen sie. Auch brachte man einen „Supertanker“, ein großes Löschflugzeug aus Nordamerika, das 75.000 Liter Wasser transportieren kann, aber auch 60.000 Dollar pro Tag kostet.
Wir warten und betet um Regen! Ja, man lernt wieder beten! Wir merken, dass der Mensch an seine Grenzen stößt. Da ist die moderne Welt machtlos, hilflos – und selbst daran Schuld! Wir sägen am Ast auf dem wir sitzen.
Bolivien: „Unser gemeinsames Haus brennt“
Mit dem Titel „Unser gemeinsames Zuhause brennt“ haben auch die bolivianische Bischöfe, die im Amazonas-Gebiet tätig sind, eine Erklärung veröffentlicht. Darin äußern sie ihre Besorgnis um die Brandkatastrophe und die Folgen der anhaltenden ökologischen Katastrophe. Die Erklärung der Bischöfe verurteilt offen die nationale Regierung, „die der Logik des räuberischen Kapitalismus der Natur“ fröne, und fordert Solidarität sowie wirksame und rechtliche Maßnahmen zur Bewältigung der Katastrophe.
Nothilfe Sofortprogramm
Die Franziskaner Mission München und die Missionszentrale der Franziskaner haben Nothilfen für die von dem Waldbrand betroffenen Menschen bereitgestellt. Beispielsweise für den Ort San Miguel de Velasco in Bolivien. Dort haben 50 Familien (rund 300 Personen) alles verloren was sie besaßen. Neben Decken und medizinischer Versorgung (speziell gegen Brandwunden und Rauchbeschwerden der Augen) wurden vor allem Lebensmittel für die Notunterkünfte finanziert. Schwester Angelina Panozo von den Tertiarschwestern des heiligen Franziskus ist vor Ort und kümmert sich um die Menschen.