„Fratelli tutti“ heißt die jüngste Sozialenzyklika, die Papst Franziskus im Oktober 2020, am Fest seines Namenspatrons, in Assisi feierlich vorgestellt hat. Um ausdrücklich die franziskanische Geschwisterlichkeit zu unterstreichen, beginnt der Papst sein Schreiben mit den Worten: „Fratelli tutti schrieb der heilige Franz von Assisi und wandte sich damit an alle Brüder und Schwestern, um ihnen eine dem Evangelium gemäße Lebensweise darzulegen. Von seinen Ratschlägen möchte ich den einen herausgreifen, mit dem er zu einer Liebe einlädt, die alle politischen und räumlichen Grenzen übersteigt. Er nennt hier den Menschen selig, der den anderen, auch wenn er weit von ihm entfernt ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er mit ihm zusammen wäre.“
In diesem Geist eines Franz von Assisi wachsen die nahen und die fernen Nächsten zu einer weltweiten Familie zusammen – „eine dem Evangelium gemäße Lebensweise“. Franziskus geht aber noch weiter: Er ruft im Sonnengesang alle Geschöpfe, einschließlich die Elemente und das gesamte Universum, auf, Gott durch seine Schöpfung zu loben. Diese friedenschaffende Weltsicht kann Völker und Religionen einander näherbringen, wie zum Beispiel der Weltgebetstag der Religionen für den Frieden seit 1986 in Assisi eindrucksvoll belegt. Der Traum von der universalen Geschwisterlichkeit hat das Thema dieser Ausgabe der „Franziskaner Mission“ inspiriert. In einem gemeinsamen Haus kann die Menschheit nur geschwisterlich in Frieden zusammenleben. Da, wo Menschen an den gesellschaftlichen Rand gedrängt oder sogar ausgeschlossen sind, ist Integration gefragt. Menschen, die mit verschiedensten Formen von Beeinträchtigungen leben müssen, hoffen auf Inklusion. Und die, die in den vorherrschenden Wirtschaftsmodellen gar nicht vorkommen, kämpfen um gerechte Teilhabe.
Der erste Beitrag in diesem Heft belegt eindrucksvoll, dass der Gemeinschaftsgeist im alttestamentlichen Israel eine grundlegende Rolle spielte. Der zweite Artikel fordert soziale Teilhabe für junge Menschen in Köln-Vingst, basierend auf einem Wort von Mutter Theresa: „Die schlimmste Krankheit ist nicht Lepra oder die Tuberkulose, sondern das Gefühl, von niemanden angesehen zu werden, ungeliebt zu sein, verlassen von jedermann.“ Als Drittes begegnen wir einem zukunftweisenden Inklusionsmodell auf dem Frauenberg in Fulda, wo die Bürgerstiftung „antonius : gemeinsam Mensch“ und die Franziskaner neue Wege wagen.
In „Fratelli tutti“ nennt der Heilige aus Assisi ausdrücklich den Menschen selig, der den anderen, „auch wenn er weit von ihm entfernt ist, genauso liebt und achtet, wie wenn er mit ihm zusammen wäre“. Deshalb widmet sich auch dieses Heft im weiteren Verlauf vor allem aktuellen Stimmen aus der Weltkirche. Die Übersetzungsarbeit hat sich gelohnt: In zehn Beiträgen aus Brasilien, Bolivien, Kenia, Ruanda, Uganda und Vietnam begegnen wir authentischen Stimmen zur Thematik und den Erfahrungen von fernen Nächsten aus unseren Partnerländern. Diese belegen letztlich auch, dass die solidarische Hilfe unserer Spenderinnen und Spender ankommt und nachhaltige Früchte für eine geschwisterliche Welt hervorbringt.
Die Zeitschrift Franziskaner Mission liegt in gedruckter Form in allen Klöstern und Werken der Deutschen Franziskaner aus und wird an mehr als 35.000 Spenderinnen und Freunde der Franziskaner verschickt.
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