Jesus hat sich immer wieder an einsame Orte zum Gebet zurückgezogen. Einmal baten ihn seine Jünger: „Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat.“ (Lukas 11,1) Und der Meister schenkte ihnen das Vaterunser, das Herzgebet des christlichen Glaubens, das heute in allen Sprachen gebetet wird. Seit dieser Gebetskatechese Jesu haben sich in allen Kulturen viele Gebetsformen entfaltet, die in dieser Ausgabe der Franziskaner Mission vorgestellt werden.
Auf verschiedenste Weise versuchen Menschen, mit Gott ins Gespräch zu kommen. Im Glauben an einen unendlichen Schöpfer sind es Annäherungsversuche der endlichen Geschöpfe. Und nicht selten wird der betende Mensch selbst zum Gebet. Die Globalisierung des Betens, nach der Rückkehr der Weisen ins sogenannte Morgenland, hat in Form und Inhalt immer größere Kreise gezogen. Wir stellen zum Beispiel das „Gebet der Vereinten Nationen“ vor, das auszugsweise auch in unserem Gotteslob zu finden ist (GL 22.1) – eine politische Gebetsspiritualität.
Dieses Heft stellt zahlreiche Gebetstraditionen aus unseren Partnerregionen vor: aus Bolivien, Kolumbien, Brasilien, Mittelamerika, Mexiko, Madagaskar, Vietnam, Indien, Ruanda, Uganda, Kenia, Südafrika und Litauen. Es ist nicht nur Not, die beten lehrt. Diese verschiedensten Gebetswelten sind vor allem Ausdruck eines tiefen persönlichen Glaubens und lebendiger Ortskirchen. Auf der Suche des Menschen nach Gott berühren sich Erde und Himmel. Beten ist menschlich!
Eine Ordensschwester in Uganda macht vier Grundformen des Betens aus: die Anbetung in persönlicher Meditation oder in gemeinschaftlicher Feier, das Bittgebet um Werte wie Gerechtigkeit und Frieden, das Fürbittgebet für Lebende und Verstorbene und das Dankgebet im Blick auf Gottes Schöpfung und das tägliche Brot. Wir haben aber nicht nur Beschreibungen von Gebetsformen zusammengetragen, sondern auch Originalgebete aus anderen Ländern übersetzt. So ist diese Ausgabe auch zu einer inspirierenden Gebetssammlung geworden. Natürlich begegnet uns auch spontanes Beten und die Bitte an unsere Heiligen um Fürsprache bei Gott.
Die Zeitschrift Franziskaner Mission liegt in gedruckter Form in allen Klöstern und Werken der Deutschen Franziskaner aus und wird an mehr als 35.000 Spendern und Freunde der Franziskaner verschickt.
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